*ein Augenblick

View Original

Thailand – ich komme wieder</a>


Niemand hupt. Es ist unglaublich! Weiter: Der erste Thailänder, dem ich begegne – ein lokaler Busfahrer –, ist so freundlich, dass ich mich nur wundern kann. Träume ich, oder lächelt im Land des Lächelns wirklich jede:r? So komme ich an: in Chiang Mai, Nord-Thailand.

Nach meinem Aufenthalt in Vietnam, bei dem ich statistisch gesehen nicht länger als drei Tage an einem Ort gewesen bin, und dem unglücklichen Aufbruch aus selbigen, brauche ich erst einmal Ruhe, Entspannung und Zeit zum Krafttanken – und genau das mache ich die nächsten zwei Wochen. Ich sitze in Cafés, sortiere meine Bilder und schreibe meinen Bericht zu Vietnam, besichtige die Tempel der Stadt // → In Chiang Mai befinden sich ca. 200 Tempel //, genieße das leckere Streetfood, besuche den Night Market, treffe mich mit Leuten aus aller Welt // → Philippinen, USA, England, Ukraine, Niederlande // und entdecke mit ihnen den besten Club der Stadt mit schrecklichster Musik – die Stimmung ist gut, ich lasse mich treiben.

Mein Lieblings-Street-Food-Mart

Doch es gibt auch logistische Gründe für den langen Verbleib in Chiang Mai. Im Vorfeld, noch in Vietnam seiend, habe ich mich für einen einwöchigen Meditationskurs in einem buddhistischen Kloster, nahe Chiang Mai, angemeldet. Warum? Zunächst: Es ist keine Seltenheit, dass sich westliche Menschen in Thailand für eine Meditation anmelden. Die Angebote sind zahlreich, die Anmeldung denkbar einfach. Ich schreibe eine E-Mail. Mein Wunschdatum ist bereits ausgebucht, aber später ist noch ein Platz frei.

Ich habe keinerlei Erfahrung, doch ich stelle mir vor, dass die Zeit im Meditationscenter eine gute Gelegenheit sein wird, um mich auf mich selbst zu konzentrieren. Jedoch weniger auf meine Gedanken – da habe ich nach den letzten sechs Monaten wahrlich kein Nachholbedarf –, sondern ich erwarte vielmehr, einen Ausgleich zwischen Körper und Geist zu schaffen. Zudem hoffe ich, mehr über den Buddhismus und dessen Lehren zu erfahren.

Am 17. Oktober mache ich mich auf den Weg nach Doi Suthep.

Ich bin ziemlich aufgeregt, als ich ankomme. Die Regeln, die ich vorher im Internet einsehen konnte, sind klar und strikt // → Nicht sprechen. Kein Essen nach 12 Uhr mittags. Kein Alkohol, keine Zigaretten. Kein Internet. Keine Musik. Respekt gegenüber Anderen. Unter anderem //. Ich denke: Das kann ich, das will ich. Und alle Aufregung verfliegt sogleich, denn vom ersten Moment an bin ich tief beeindruckt von der Herzenswärme, mit der ich an diesem Ort, 8.000 Kilometer von zu Hause entfernt, aufgenommen werde.

Am ersten Tag nehmen wir an einer Eröffnungsveranstaltung teil, in der uns die Regeln und der wiederkehrende Tagesablauf erklärt wird. Uns? Mit mir beginnen vier weitere Personen den Meditationskurs: Eine Niederländerin, sie bleibt wie ich 7 Tage. Ein Schweizer, 14 Tage. Eine US-Amerikanerin, 10 Tage. Ein Franzose, 10 Tage. Ihre Namen werde ich nicht erfahren. Auch von den Anderen – insgesamt sind wir ca. 20 Personen – weiß ich nichts, keinen Namen, keine Herkunft, kein Alter. Wir sind nur Körper in weißen Gewändern.

Und so begebe ich mich in eine ganz eigene Welt:

5 Uhr: Aufstehen

5:30 Uhr: Dhamma Talk, verschiedene Themen aus der buddhistischen Lehre

7 Uhr: Frühstück

Essenssaal

8 Uhr: Morgenmeditation

Meditationsort

11 Uhr: Mittag

12 Uhr: Individuelles Gespräch mit dem Mönch

13 Uhr: Nachmittagsmeditation

Ich, meditierend

18 Uhr: Gesang

19 Uhr: Abendmeditation

Ein weiterer Meditationsraum

21 Uhr: Gute Nacht

Mein Zimmer

Bis zum Schluss fällt es mir schwer, mich in den Meditationseinheiten // → 15 Minuten Sitzmeditation, 15 Minuten Gehmeditation, Pause. Von vorn. Die Bewegungen werden variieren, die Einheiten sich erhöhen // ausschließlich auf meinen Körper und meine Atmung zu konzentrieren. Zu viele Gedanken spielen verrückt in meinem Kopf, spielen Ping-Pong, lachen, weinen. Am Ende jedoch werde ich mich verbessert haben, das kann ich mit Stolz behaupten. Auch, weil ich die Regel, nicht zu sprechen, etwas dehne. Ich lerne Claudia aus den Niederlanden kennen, deren Name ich erst im Nachhinein erfahre. Ich muss sie einfach ansprechen, am 3. Morgen. Denn am Abend zuvor hat das Haus gewackelt, ganz sicher. Ich glaube, ich habe mein erstes Erdbeben erlebt. Claudia glaubt das auch. Später wird sie mir einige hilfreiche Tipps für die Meditation geben, ich bin dankbar.

Und obwohl der Tagesablauf immer der gleiche ist, sich die 5 Stunden Meditation am Nachmittag mitunter in eine Ewigkeit verwandeln, geht auch diese Zeit viel zu schnell vorbei. Und, unter anderem, in meinen Gedanken verbleibend: Der tägliche Dhamma Talk halb sechs Uhr morgens. Der Mönch erzählt uns von den Lehren des Buddhismus und weiht uns ein in die Geheimnisse des Glücklichseins. Nach einer Woche verlasse ich den Ort des Geschehens: Ja, ich bin glücklich.

Nun bleibt mir nur noch eine weitere Woche bis mein Visum ausläuft, ich besuche die Städte Pai und Chiang Rai, ebenfalls im Norden – und nehme danach den Nachtbus nach Bangkok.

Thailand // hier: Nord-Thailand // begeistert mich. Allen voran, weil ich ursprünglich gar nicht hierher kommen wollte. Doch die Menschen sind so unglaublich freundlich, das Reisen ist einfach, das Essen grandios – und das sage ich nicht über jede südostasiatische Küche. Tatsächlich habe ich viel nicht getan: Ich habe nicht die Elefanten besucht, ich habe keinen Kochkurs belegt, weder einen typischen thailändischen Boxkampf gesehen noch eine beliebte Thaimassage genossen. Ich finde das nicht schlimm, denn eines ist gewiss: Ich komme wieder.

Interesting!
Der regelmäßige Feiertag, gleich dem Sonntag im Christentum, wird im Buddhismus nach den Mondzeiten berechnet. Die Tage fallen auf den Vollmond, den Neumond und die beiden Halbmondtage. An diesen Tagen wird kein Tier geschlachtet und 7-Eleven verkauft keinen Alkohol.